Ein Thema, das mich in den letzten Jahren immer stärker beschäftigt hat, ist Abgrenzung.
Früher war ich ein Typ, der die Menge suchte. Ich liebte es, unter Menschen zu sein, gemocht, manchmal sogar bewundert zu werden.

Doch heute ertappe ich mich immer häufiger dabei, wie ich lieber in meinen Garten flüchte – weit weg von Zivilisation und Trubel. Lange habe ich mich gefragt, warum das so ist. Und ich glaube, ich habe eine Antwort gefunden.
Ein kreativer Mensch wie ich, der im Laufe der Jahre vieles erschaffen hat – vier Bücher, mehrere Musikalben, unzählige Konzerte, eine ganze Reihe von Webseiten, einen Gartenblog mit Podcast und so vieles mehr – baut sich unweigerlich ein fragiles Konstrukt.
Es fühlt sich an wie ein wackeliger Turm: jedes neue Projekt ist ein kleines Steinchen, das oben aufgesetzt wird. Und jedes Steinchen lässt den Turm höher, aber auch instabiler wirken. Irgendwann stehst du davor und denkst: Wann kippt er wohl um? Dazu kommt der Blick der Mitmenschen. Wer viel nach außen gibt, weckt Erwartungen. „Kannst du mal …?“, „Hast du mal …?“ – diese Sätze höre ich oft. Und jedes Mal zieht sich mein Magen zusammen. Denn jedes „Kannst du mal“ ist wieder ein Steinchen auf meinem Turm.

Also habe ich begonnen, mich zurückzuziehen. Nicht, weil ich nicht gerne helfe oder Neues erschaffe – im Gegenteil. Sondern weil ich spüre, wie sehr mich diese ständige Erwartung zermürbt. Im Garten dagegen ist es anders. Meine Pflanzen fordern nichts außer Wasser und ein wenig Liebe. Keine Erwartungen, keine Fragen, keine Bitten. Nur stilles Wachstum. Und in dieser Stille finde ich Frieden. Ich sitze zwischen meinen Beeten, schaue den Pflanzen beim Werden zu – und währenddessen entstehen in meinem Kopf schon wieder neue Ideen.
So beginnt der Kreislauf von Neuem: Eine Idee wächst, ich suche Menschen, die sie mit mir umsetzen, der Turm wird wieder ein Stück höher. Und irgendwann frage ich mich: Wann wird er einstürzen?
Eine Antwort habe ich bisher nicht gefunden. Vielleicht liegt sie darin, irgendwann ein besseres Fundament zu schaffen. Vielleicht besteht die Kunst auch darin, die Ambivalenz auszuhalten – zwischen Rückzug und Miteinander, zwischen Schaffen und Stille. Und vielleicht ist genau das das Leben: Ein wackeliger Turm, der im Garten seine Wurzeln sucht.