Gärtnern mit dem Mond – Mythos oder Magie?

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Schon gewußt?
In der Schweiz gibt es Schreinerbetriebe, die ihr Holz ausschließlich bei abnehmendem Mond schlagen – und das seit Jahrhunderten. Warum? Weil „Mondholz“ angeblich haltbarer, widerstandsfähiger gegen Schädlinge und weniger rissanfällig ist. Einige Studien haben tatsächlich Unterschiede in der Holzqualität festgestellt – ob das nun an der Mondphase oder an alten Lagertechniken liegt, ist bis heute nicht ganz geklärt. Aber wer einmal auf einem knarrenden Dielenboden gelaufen ist, fragt sich vielleicht: War das Holz zur falschen Zeit geschlagen?

Es gibt Nächte, da schlafe ich wie ein Baby. Und dann wieder welche, in denen ich zweimal aufwache, im Dunkeln durch den Garten streife und etwas suche, das mich erdet. Oft finde ich diese Ruhe im Gewächshaus, in der feuchten, stillen Luft zwischen Gurkenranken und Tomaten. Und seltsam oft fällt das mit dem Vollmond zusammen.

Viele Menschen glauben, dass der Mond nicht nur Schlaf und Stimmung beeinflusst, sondern auch das Wachstum von Pflanzen, das Verhalten von Tieren – ja, sogar das Wetter. Aber was ist dran an der Idee, nach dem Mond zu gärtnern? Ist es altes Wissen, das in Vergessenheit geraten ist – oder doch nur ein schöner Mythos, den wir uns erzählen, weil wir uns nach Verbundenheit mit dem Großen Ganzen sehnen?

Was bedeutet „Gärtnern mit dem Mond“ überhaupt?

Das Gärtnern nach dem Mond ist kein moderner Trend, sondern eine uralte Praxis, die in vielen bäuerlichen Kulturen über Generationen weitergegeben wurde. Schon unsere Vorfahren beobachteten den Himmel, um daraus zu lesen, wann ein guter Zeitpunkt für Aussaat, Ernte oder das Schneiden von Holz sei. Der Mond war dabei nicht nur Zeitgeber, sondern auch ein Sinnbild für Wandel, Kreislauf und Rhythmus – etwas, das tief mit dem Leben in und mit der Natur verbunden ist.

Im bäuerlichen Kalender galt der Mond oft als stiller Ratgeber: Wenn er zunimmt, wächst auch die Kraft der Pflanzen. Wenn er abnimmt, sinkt der Saft in die Wurzeln zurück. Und wenn er voll ist – dann liegt Magie in der Luft. Vielleicht war es auch einfach nur Erfahrung, die zu solchen Regeln führte. Vielleicht aber auch ein feineres Gespür für Zusammenhänge, die wir heute oft übersehen.

Die Phasen des Mondes und ihr Einfluss

Wer mit dem Mond gärtnert, richtet sich nach den vier Hauptphasen: Neumond, zunehmender Mond, Vollmond und abnehmender Mond. Je nachdem, in welcher Phase sich der Mond gerade befindet, sollen bestimmte Gartenarbeiten besonders wirkungsvoll sein.

  • Zunehmender Mond – ideal für alles, was über der Erde wächst: Salate, Kräuter, Tomaten, Bohnen. Es heißt, die Aufwärtsbewegung des Pflanzensafts werde durch den zunehmenden Mond unterstützt.
  • Abnehmender Mond – gut für Wurzelgemüse wie Karotten, Kartoffeln oder Zwiebeln. Auch das Ernten und Konservieren fällt in diese Phase, da Pflanzen angeblich weniger Wasser einlagern.
  • Vollmond und Neumond – gelten als sensible Schwellenzeiten. Einige meiden Gartenarbeit um den Neumond, während andere gerade diese Zeit nutzen, um zurückzuschneiden oder neu zu beginnen. Der Vollmond dagegen wird oft als Höhepunkt der Kraft gesehen – aber auch als Zeit, in der vieles aus dem Gleichgewicht geraten kann.

Diese Regeln sind keine Naturgesetze, sondern eher Richtlinien – sie laden dazu ein, genauer hinzusehen und sich vom Rhythmus des Himmels berühren zu lassen.

Der biodynamische Kalender und kosmische Rhythmen

In der biodynamischen Landwirtschaft – wie sie zum Beispiel von Rudolf Steiner begründet wurde – geht das Gärtnern nach dem Mond noch einen Schritt weiter. Hier werden zusätzlich zu den Mondphasen auch die Tierkreiszeichen berücksichtigt, in denen sich der Mond gerade befindet. So entstehen sogenannte Frucht-, Blatt-, Wurzel- und Blütentage, an denen bestimmte Pflanzen besonders gut gedeihen oder bestimmte Tätigkeiten besonders wirksam sein sollen.

  • Blatttage (z. B. wenn der Mond in einem Wasserzeichen wie Krebs steht): gut für Salate, Kräuter, Kohl.
  • Fruchttage (z. B. bei Feuerzeichen wie Löwe): gut für Tomaten, Paprika, Kürbis.
  • Wurzeltage (Erdelemente): ideal für Karotten, Rote Bete, Kartoffeln.
  • Blütentage (Luftzeichen): empfohlen für Blumen und Blütenpflanzen.

Ob man diesen astrologisch geprägten Kalender nun ernst nimmt oder nicht – viele biodynamische Gärtner und Gärtnerinnen berichten von guten Erfahrungen. Vielleicht geht es am Ende auch gar nicht um absolute Wahrheiten, sondern um Achtsamkeit, Beobachtung und das Vertrauen in einen Rhythmus, der größer ist als wir selbst.

Fazit – Mythos oder Magie?

Vielleicht ist es beides – ein bisschen Mythos, ein bisschen Magie. Und vielleicht geht es gar nicht darum, ob jede Mondphase exakt wissenschaftlich belegbar ist. Sondern darum, dass wir wieder lernen, genauer hinzuschauen. Auf die Rhythmen der Natur, auf die feinen Unterschiede, auf die Zeitpunkte, die sich „richtig“ anfühlen.

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