Von der Sehnsucht, frei zu sein

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Schon gewußt?
Freiheit ist die Fähigkeit, im Einklang mit sich selbst und der Welt um uns herum zu leben, ohne äußeren Zwang, sondern mit der Möglichkeit, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und zu wachsen.

Ich bin ein sehnsuchtszerfressener Mensch. Jeden Tag auf dieser Erde – habe ich den Wunsch verspürt, Großes zu vollbringen. Alles zugleich jauchzend und zu Tode betrübt. Meine Musik: melancholisch wie Nebel über Feldern. Mein Wesen: voller Euphorie, taumelnd zwischen Hoffnung und Schwermut.

Ich bin gerannt, oft. Getrieben. Habe Menschen bewundert, die ihre Freiheit auf Bühnen legen wie ein offenes Herz. Manchmal fraß mich der Neid. Ich wollte auch. Wollte größer, weiter, atmen, nicht in dieses Leben hineinpassen, es sprengen. Doch je mehr ich wollte, desto trauriger wurde ich. Heute bin ich stiller geworden. Bin einen anderen Weg gegangen.

Einen, der nicht glänzt. Einen, der nach Erde riecht. Ich habe aufgehört zu suchen. Denn diese grenzenlose Freiheit, die dir alles verspricht, sie existiert nicht. Sie ist ein Irrlicht. Ein Hunger, der nie satt wird. Ein ewiges: Was kommt als Nächstes? Und genau das macht dich unfrei. Meine Freiheit ist heute: mein Alltag. Meine Familie. Mein Garten.

Ein Kohl, der wächst, ohne zu fragen. Die Amsel, die singt, ohne sich zu beweisen. Es gibt viele miese Tage. Ein paar schöne. Menschen, die ich mag. Gesichter, die ich liebe. Und andere, die ich einfach vorbeiziehen lasse.

Ich gehe ins Bett, oft schlaflos. Manchmal wache ich nachts auf, gehe hinaus, in den Garten, in den Himmel, in mich. Ich spüre, wie ich älter werde. Wie mein Körper leiser wird. Manchmal ein bisschen schwer zu tragen. Aber ich trage ihn. Denn das ist Leben. Und das – genau das – ist für mich Freiheit. Nicht der nächste Schritt. Nicht das nächste Ich. Nicht das Streben nach mehr. Sondern das Sein.

An euch, die ihr euch verändern wollt: Euer Bild, euren Körper, euer ganzes Selbst. An euch, die ihr sucht – nach der besseren Version von euch selbst: Schaut in die Natur. Schaut wirklich hin. Dort gibt es keinen Wettlauf. Keine Selbstdarstellung. Keine nächste Stufe. Nur Kreisläufe. Nur Werden und Vergehen. Nur Schönheit, die sich nicht erklären will.

Das ist für mich die wahre Freiheit.

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