Magische Orte, lebendiger Boden – ein Besuch bei Solawi Hildesfarm

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Schon gewußt?
Wusstest du, dass der Begriff „Solidarische Landwirtschaft“ ursprünglich aus Japan stammt? Dort entwickelte Anfang der 1960er-Jahre eine Gruppe von Hausfrauen gemeinsam mit Landwirten ein System namens Teikei – was so viel heißt wie: „Partnerschaft“ oder „miteinander tragen“. Ihre Idee: frisches Gemüse direkt vom Bauern, fair bezahlt und ohne Umwege. Heute gibt es weltweit über 10.000 Solawi-Initiativen – und jede einzelne ist ein stiller Protest gegen industrielle Landwirtschaft. Oder wie Niki und Daniel sagen würden: ein gelebter Neuanfang.

Ja, es gibt sie wirklich, diese Orte, an denen man schon beim Eintreten spürt, dass hier andere Energien fließen. Orte, die dich erden, dich aufatmen lassen, dich daran erinnern, dass wir Teil von etwas Größerem sind. Einer dieser Orte ist die Hildesfarm – eine junge solidarische Landwirtschaft am Rande von Hildesheim, die seit gut einem Jahr ein ganz besonderes Stück Erde zum Blühen bringt.

Ich kam an diesem Tag mit dem Fahrrad, ein paar kleine Anstiege in den Beinen, der Geruch von Sommer in der Nase. Am Wegesrand leuchteten mir die ersten reifen Brombeeren entgegen, als wollten sie sagen: Du bist auf dem richtigen Weg. Direkt am Eingangstor kam mir Niki entgegen – mit ihrem Fahrrad, einem strahlenden Lächeln im Gesicht und dieser sprühenden Energie, die sofort ansteckt.

Mit einem leichten Gartenhut bekleidet, führte sie mich in ihr Paradies. Ein paar Schritte nur und schon standen wir unter alten, knorrigen Bäumen, die Schatten spendeten und die Luft angenehm kühl hielten. Ein schmaler Weg schlängelte sich vorbei an Beeten und Wildblumen zu einer Bank, auf der Daniel saß. Auf den ersten Blick erinnerte er mich an Picasso – barfuß, eine Leinenhose, ein flatterndes Hemd, ein sanftes Lächeln. Einer, der die Leichtigkeit des Lebens atmet.

Zusammen zeigten sie mir, was sie in so kurzer Zeit hier erschaffen haben: frisch angelegte Beete mit prallem Mangold, kräftigen Bohnen, leuchtenden Zucchini und Kürbissen, die sich an den Rand schleichen. Im Folientunnel hingen die ersten roten Tomaten, Auberginen blühten, Paprika reckten sich gestützt von Leinen in die Sonne. Nebenan glitzerte ein kleines Wasserbecken in der Sonne, das Leben, Insekten und Vögel anzieht.

Während wir über die Beete gingen, konnte ich ihre Handschrift fühlen: Es ist nicht alles schnurgerade und perfekt, sondern lebendig, organisch gewachsen. Ein Ort, an dem Kultur und Natur Hand in Hand gehen. Genau so, wie ich es liebe. Besonders berührt hat mich der Teil, den sie bewusst wild belassen haben – ein unberührtes Stück Land, das wirken darf. Dort spürte ich diese Magie, die ich auch kenne, wenn ich barfuß an der Boister entlanglaufe. Diese stille Kraft, die uns nährt, die uns daran erinnert, dass wir ein Teil der Natur sind, nicht ihr Gegner.

Wir sprachen darüber, wie es ist, einen Garten ganz neu anzulegen. Wie sie den Boden Stück für Stück verbessern, um aus einer kargen Wiese fruchtbare Beete zu machen. Wie viel Zeit, Intuition und Geduld es braucht, bis der Boden wieder lebendig wird. Wir sprachen über solidarische Landwirtschaft, darüber, wie wichtig es ist, dass Menschen wieder lernen, wo ihr Essen herkommt – und wie sehr der Klimawandel unsere Verantwortung noch drängender macht.

Und während wir so redeten, lachten, Pläne schmiedeten, merkten wir schnell, wie viele Fäden uns verbinden – so wie das in Hildesheim eben oft ist. Hildesfarm beliefert ihre Mitglieder Woche für Woche mit frischem Gemüse. Doch es ist mehr als nur eine Gemüsekiste. Es ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen. Ein Ort, der zeigt, dass eine andere Landwirtschaft möglich ist – eine, die nährt, schützt, verbindet.

Ich kann euch nur ermutigen: Besucht sie. Spürt die Energie dieses Ortes selbst. Unterstützt sie bei dem, was sie tun – denn solidarische Landwirtschaft ist für mich einer der Schlüssel für unsere Zukunft. Eine Zukunft, in der wir gut essen, gesunde Böden hinterlassen und Menschen stärken, die mutig mit der Natur arbeiten, statt gegen sie. Alles Weitere hört ihr in unserem Interview. Ich bin dankbar, dass Niki und Daniel nun ein Teil meines Einklangsgarten-Projekts geworden sind – ein weiteres Puzzleteil auf dem Weg zu einer Welt, in der wir wieder mit der Erde leben.

Und nun: Viel Spaß beim hören unseres Gespräches.

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