Wie ich in einem anderen Blogartikel schon einmal geschrieben habe, sagte eine Ärztin zu mir: „Jede Kartoffel tut ihm gut.“ Sie hat recht! Die Kartoffel ist nicht nur ein Lebensmittel – sie ist mein Lebenselement. Mein Opa hat immer einen ganzen Teller davon gegessen und ist am Mittagstisch eingeschlafen. 🙂 Viele Generationen vor uns verdanken ihr das tägliche Sattwerden. In Kriegszeiten, in Hungerwintern, in kargen Jahren – war da oft: die Kartoffel. Sie ist schlicht, bescheiden und doch voller Fülle. Eine Wurzel, die uns nährt. Sie gehört zu uns. Und wenn wir mal ehrlich sind: Ohne sie wär’s hierzulande ganz schön leer auf dem Teller.

Leider landen Kartoffeln viel zu selten auf unseren Tellern – und wenn, dann meist in dicker Mayo ertränkt oder in Butter-Sahne gebettet, bis die ursprüngliche Kartoffel nur noch ahnt, wer sie mal war. Dabei ist sie in ihrer reinen Form ein wahres Nährstoffpaket: ballaststoffreich, kalorienarm, reich an Kalium, Vitamin C und B6 – und obendrein super sättigend.
Die innere Kraft der Knolle – was Kartoffeln so wertvoll macht
Kartoffeln bestehen zu rund 80 % aus Wasser – und trotzdem stecken sie voller Nährstoffe:
- Kalium (wichtig für Nerven, Muskeln, Herz)
- Vitamin C (ja, wirklich! Vor allem in frischen Frühkartoffeln)
- B-Vitamine für Energie und Nerven
- komplexe Kohlenhydrate für eine langanhaltende Sättigung
- Ballaststoffe, wenn man die Schale mitisst
Und das bei gerade einmal etwa 70 Kalorien pro 100 Gramm. Die Kartoffel macht satt – aber nicht schwer. Sie ist basisch, gut verträglich, glutenfrei und einfach… wohltuend. So wie eine warme Decke an einem kalten Tag.
Die grüne Seele des Salats – Tahin-Mayonnaise mit Gartenkräutern
Mayonnaise im Kartoffelsalat? Klar – aber bitte nicht in der klassischen „Schwere-Stufe“. Ich wollte etwas, das frisch ist, pflanzlich, nährend – und trotzdem richtig cremig. Die Lösung? Tahin. Diese feine Sesampaste ist nicht nur reich an Kalzium, Eisen, Magnesium und gesunden Fetten, sie bringt auch einen wunderbar nussigen Geschmack mit, der sich hervorragend mit Zitrone und Kräutern verbindet.

Ich mache daraus eine leichte, vegane Mayo – mit ein paar einfachen Zutaten: etwas Tahin, Zitronensaft, Olivenöl, Wasser, Salz und Pfeffer. Alles kommt in ein hohes Gefäß. Dann nehme ich den Stabmixer, setze ihn ganz unten an und ziehe ihn langsam nach oben – bis sich eine cremige, luftige Masse gebildet hat. Wer’s noch fluffiger will, gibt noch einen Schluck Wasser oder Öl dazu.
Dann wird’s grün: Ich schneide eine Handvoll Kräuter aus dem Garten – was gerade wächst und duftet. Bei mir waren das Estragon, Petersilie, Schnittlauch, Quendel, Thymian und Rosmarin. Und zum Schluss noch eine wilde grüne Soße – ein Sammelsurium aus allem, was sich zeigt. Wildkräuter, Gartenminze, ein paar zarte Blätter Löwenzahn, vielleicht ein bisschen Sauerampfer. Das Ganze kommt in die Mayonnaise und wird noch einmal kurz durchgemixt. Das Ergebnis ist eine „grüne Seele“ – leicht, würzig, voller Leben. Sie umhüllt die Kartoffeln sanft und verbindet alles zu einem harmonischen Ganzen. Denn jetzt kommt der magische Moment:
Die noch warmen Kartoffeln, in Scheiben oder mundgerechte Stücke geschnitten, warten schon. Sie dampfen leicht, duften erdig und weich. Und genau jetzt gieße ich die grüne Tahin-Mayonnaise darüber. Nicht später, nicht kalt – sondern warm, damit sich alles verbindet. Die Kräuter verschmelzen mit der Wärme, die Aromen steigen auf, und aus vielen Einzelteilen wird ein ganzer Salat. Einer, der satt macht – aber nicht müde. Einer, der leuchtet – und trotzdem wohltut.
Proteine & Röstaromen – Kichererbsen aufs Blech, bitte!
Kartoffeln liefern uns gute, komplexe Kohlenhydrate, die angenehm sättigen, ohne müde zu machen. Aber für eine ausgewogene Mahlzeit braucht es auch Eiweiß – und da kommen meine ewigen Alltagshelden ins Spiel: die Kichererbsen. Fast kein Gericht ohne sie bei mir. Ob im Curry, im Salat, als Hummus, als Nachtisch, im Kuchen, geröstet zum Knabbern oder einfach löffelweise direkt aus dem Glas – Kichererbsen haben einen festen Platz in meiner Küche. Sie sind sowas wie die leise, aber zuverlässige Freundin: unaufdringlich, nahrhaft, bodenständig – und immer da, wenn man sie braucht.

Kichererbsen sind reich an pflanzlichem Eiweiß (rund 20 g pro 100 g Trockenmasse) und enthalten viele Ballaststoffe, die nicht nur lange sättigen, sondern auch unsere Darmflora erfreuen. Außerdem bringen sie Eisen, Zink, Magnesium, B-Vitamine und sogar etwas Kalzium mit – ein echtes Nährstoffpaket in Kugelform. Und das Beste? Sie sind wunderbar wandelbar. Ob orientalisch mit Kreuzkümmel und Zimt, mediterran mit Rosmarin und Zitrone oder ganz schlicht mit Salz und Olivenöl – sie nehmen jede Würze gerne auf.
Im Ofen entfalten sie beim Rösten ihren vollen Charakter: außen knusprig, innen weich, mit diesem ganz eigenen nussigen Geschmack, der warm ums Herz macht.
Im Zusammenspiel mit Kartoffeln ergibt sich eine harmonische Balance: Die einen liefern Energie, die anderen Stabilität. Zusammen sind sie wie Yin und Yang auf dem Teller – ein pflanzliches Dreamteam, das nicht nur satt, sondern auch zufrieden macht.
Ofenglück – geröstetes Gemüse in goldener Marinade
Was wäre dieser Kartoffelsalat ohne sein farbenfrohes Gemüse? Für mich gehört geröstetes Gemüse einfach dazu – nicht nur fürs Auge, sondern vor allem für die Seele. Und dabei gilt wie so oft: Nimm, was du hast, was Saison hat, was dich anlacht. Ich hatte diesmal Kürbis, Möhren, Blumenkohl und Süßkartoffeln auf dem Schneidebrett – eine Mischung aus Süße, Biss und sanfter Cremigkeit.

Die Magie das Gemüse schmackhaft zu machen, liegt in der Marinade. Ich röste in einer kleinen Pfanne ohne Öl Fenchelsamen, Kümmel, Anis und Kardamom an – bis die Küche nach Gewürzmarkt duftet. Dann mörsere ich die warmen Samen und vermenge sie mit gutem Olivenöl und frischen Kräutern zu einer würzigen Paste. Diese wird liebevoll ins Gemüse und die Kichererbsen einmassiert – ja, richtig gelesen: massiert. Denn wer rührt, bekommt nur Oberfläche. Wer massiert, bringt Aromen in die Tiefe.
Dann kommt alles aufs Blech und darf bei 200 Grad goldbraun und bissfest garen. Außen Röstaromen, innen Saftigkeit – und dieser Duft! Ein warmer Hauch von Orient, von Lagerfeuerküche und Heimatgefühl. Das geröstete Gemüse macht aus dem Kartoffelsalat ein echtes Hauptgericht – sättigend, nährstoffreich, bunt und rund im Geschmack. So wird aus einem Salat eine kleine Ode an die Fülle des Gartens.
Ein kleines Kunstwerk auf dem Teller
Beim Anrichten darf es ruhig ein bisschen festlich werden – schließlich ist dieser Salat nicht einfach nur ein Beilagengericht, sondern ein echtes Hauptdarstellerchen. Ich nehme gerne einen flachen Teller, eine schöne Schale oder – wenn’s rustikal und besonders sein soll – ein Holzbrett. Zuerst kommt eine großzügige Schicht der noch lauwarmen, marinierten Kartoffeln auf den Teller. Darauf wird das geröstete Gemüse mit den goldbraunen Kichererbsen verteilt – aromatisch, bunt und ein bisschen wild durcheinander.
Dann streue ich ein paar geröstete Saaten und Nüsse darüber – zum Beispiel Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Walnüsse oder Sesam. Sie bringen den Crunch, das Erdige und den letzten Kick. Und ganz zum Schluss – für die Seele und das Auge – ein paar Blüten: Gänseblümchen, Kapuzinerkresse, Borretsch, Veilchen oder Ringelblume. Was der Garten hergibt. Sie verwandeln den Salat in ein kleines, essbares Gemälde. Und dann – ab auf den Tisch, tief durchatmen, schauen, riechen, schmecken.
Ein Salat, der satt macht, nährt und der aussieht wie ein Sommertag auf dem Teller.

Sven`s Einklang-Kartoffelsalat
Kochutensilien
- 1 Schneidebrett
- 1 Messer
- 1 Großer Kochtopf
- 1 Sieb
- 1 Backblech + Backpapier
- 1 hohes Mixgefäß
- 1 Stabmixer
- 1 große Schüssel zum Vermengen
- 1 Kleine Pfanne zum Rösten der Gewürze
Zutaten
Für den Salat:
- 1 kg festkochende Kartoffeln z. B. Annabell
- 1 Dose Kichererbsen ca. 240 g Abtropfgewicht
- ½ Hokkaido-Kürbis
- 2 Möhren
- ½ Blumenkohl
- 1 Süßkartoffel
- 2 EL gemischte Saaten und Nüsse z. B. Walnüsse, Kürbiskerne, Sesam
Für die Marinade:
- 1 TL Fenchelsamen
- 1 TL Kümmel
- ½ TL Anissamen
- 3 EL Olivenöl
- 1 Prise Salz
- Frische Kräuter nach Geschmack z. B. Thymian, Oregano, Rosmarin
Für die grüne Tahin-Mayonnaise:
- 2 EL Tahin Sesampaste
- 2 EL Zitronensaft
- 4 EL Olivenöl
- 4-6 EL kaltes Wasser je nach gewünschter Konsistenz
- Salz und Pfeffer
- 1 EL Ahornsirup
Zum Garnieren:
- Frische Blüten z. B. Kapuzinerkresse, Ringelblume, Borretsch
- Noch etwas Olivenöl zum Finish
Anleitungen
- Kartoffeln kochen: Die Kartoffeln gründlich waschen (Schale kann dranbleiben), in Salzwasser gar kochen, abgießen und kurz ausdampfen lassen. Dann in mundgerechte Stücke oder feine Scheiben schneiden und beiseitestellen.
- Gemüse vorbereiten: Kürbis, Möhren, Blumenkohl und Süßkartoffel waschen, ggf. schälen und in Würfel bzw. kleine Stücke schneiden.
- Marinade zubereiten: Fenchel, Kümmel, Anis und Kardamom in einer trockenen Pfanne ohne Öl rösten, bis sie duften. Dann zusammen mit den Kräutern, Salz und Olivenöl in einem Mörser oder Mixer zu einer Paste verarbeiten.
- Gemüse und Kichererbsen marinieren: Das geschnittene Gemüse und die abgetropften Kichererbsen mit der Marinade in einer Schüssel gut vermengen. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech geben und im vorgeheizten Ofen bei 200 °C (Ober-/Unterhitze) ca. 30–35 Minuten rösten, bis alles leicht gebräunt und bissfest ist.
- Tahin-Mayonnaise mixen: Tahin, Zitronensaft, Olivenöl, Wasser, Salz, Pfeffer und Aranserum in ein hohes Gefäß geben. Mit dem Stabmixer von unten nach oben aufziehen, bis eine cremige Konsistenz entsteht. Nun die frisch gehackten Kräuter (gern eine wilde Mischung!) unterheben.
- Kartoffeln marinieren: Die noch warmen Kartoffeln in eine große Schüssel geben und direkt mit der grünen Tahin-Mayonnaise vermengen. Sanft unterheben, damit alles gut durchzieht.
- Anrichten: Auf flache Teller, Schalen oder Holzbrettchen zunächst die Kartoffeln verteilen. Dann das geröstete Gemüse mit den Kichererbsen darüber geben. Mit Saaten, Nüssen und frischen Blüten garnieren. Zum Abschluss ein paar Tropfen Olivenöl und eine Prise Salz – fertig ist dein bunter Einklang-Kartoffelsalat.