Viele Gärtner machen im Herbst ihre Beete leer und lassen sie den ganzen Winter über ungenutzt. Dabei frage ich mich oft: Warum? Die Winterzeit bietet eine großartige Gelegenheit für eine zweite, vielleicht sogar einfachere und genauso vielfältige Gartensaison. Es gibt unzählige Gemüsesorten, die in den kühleren Monaten richtig aufblühen – einige erst, wenn die Temperaturen einstellig werden.
Ein weiterer Vorteil: Der Schädlingsdruck ist im Winter viel geringer, denn die kleinen Racker haben sich bereits in den Winterschlaf verabschiedet.
Bodenruhe? Ein weit verbreiteter Irrtum
Ein häufiges Argument, das ich höre, lautet: „Man muss den Boden auch mal ruhen lassen.“ Doch das ist ein Missverständnis. Schaut man in die Natur, sieht man fast nie nackten Boden. Er ist entweder von Pflanzen bedeckt oder mit einer dicken Mulchschicht geschützt. Lässt man den Boden unbedeckt, kann er durch Witterungseinflüsse wie Regen oder Wind stark ausgelaugt werden. Nährstoffe werden ausgewaschen, die Bodenstruktur verschlechtert sich, und das Bodenleben wird gestört. Pflanzen oder eine Mulchschicht halten den Boden lebendig und schützen ihn vor Erosion, Temperaturschwankungen und dem Verlust von Nährstoffen.
Wintergemüse: Die richtige Wahl für deinen Garten und die Umwelt
Wintergemüse schützt nicht nur den Boden und hält das Bodenleben aktiv, es ist auch für uns Menschen eine wertvolle Quelle an frischen Vitaminen und Nährstoffen während der kalten Jahreszeit. Stell dir vor, du hast an Heiligabend einen frischen Salat auf dem Tisch – direkt aus deinem Garten! Und dazu noch knackige Wurzelgemüse, die in der kühlen Erde perfekt gelagert werden.
Ein weiterer Vorteil: Wintergemüse sorgt dafür, dass Mikroorganismen im Boden weiter mit Nährstoffen versorgt werden. Diese kleinen Helfer halten den Boden fruchtbar und bereiten ihn für die nächste Saison vor.
Wann du Wintergemüse aussäen solltest
Um im Winter zu ernten, musst du bereits im Sommer und Herbst an die Aussaat denken. Je nach Gemüsesorte gibt es unterschiedliche Zeitfenster. Hier habe ich dir eine Übersicht erstellt, wann du welches Gemüse aussäen kannst:
Aussaat ab Juli:
- Grünkohl
- Red Cale
- Rosenkohl
- Endivien
- Winterrettich
- Fenchel
- Kohlrabi
- Rote Bete
Aussaat ab August:
- Spinat
- Feldsalat
- Winterkresse
- Radicchio
- Pak Choi
- Winterportulak
Aussaat ab September:
- Feldsalat
- Winterpostelein (Portulak)
- Mairüben
- Asia-Salate
- Spinat (für Frühjahrsernte)
- Mizzuna
- Moutarde Rouge Metis
- Blattsenf
- Winterrettich
- Mangold
Aussaat ab Oktober:
- Knoblauch (Setzlinge für die Ernte im nächsten Sommer)
- Winterzwiebeln
- Winterkresse (für späte Ernte)
- Feldsalat (mit Schutz vor zu starker Kälte)
Einige Gemüsesorten, wie Feldsalat oder Winterkresse, keimen erst richtig, wenn es kälter wird. Du kannst also bis in den Herbst hinein aussäen und den ganzen Winter über frisches Gemüse ernten.
Das perfekte Wintergemüse-Repertoire
Wintergemüse ist unglaublich vielseitig. Während einige Sorten, wie der Grünkohl, durch Frost sogar noch schmackhafter werden, können andere, wie der Feldsalat, den ganzen Winter über geerntet werden. Hier ein paar Tipps für deine Winterernte:
- Grünkohl: Wird süßer, je kälter es wird.
- Rosenkohl: Perfekt für die Ernte nach dem ersten Frost.
- Feldsalat: Kann den ganzen Winter über geerntet werden.
- Spinat: Überlebt leichte Fröste und liefert im Frühjahr die ersten frischen Blätter.
- Porree: Ideal für Eintöpfe und Suppen an kalten Tagen.
- Winterkresse: Würzige Ergänzung für Salate.
- Radicchio: Liefert knackige, bittere Blätter, die toll in Salaten oder warmen Gerichten schmecken.
Pflege im Winter: Weniger ist mehr
Das Beste am Wintergemüse? Es braucht nur wenig Pflege. Einmal ausgesät, musst du nicht viel tun – die Natur erledigt den Rest. Wichtig ist lediglich, dass du bei sehr starkem Frost deine Beete mit einer Schicht Mulch oder einem Gartenvlies schützt, damit die Pflanzen nicht zu sehr leiden.
