„Gibt’s doch im Supermarkt.“
„Zu aufwendig.“
„Ich weiß nicht, wie ich das alles verwerten soll.“
„Ich mag das nicht.“
Diese Sätze höre ich oft, wenn ich voller Euphorie von meinem Garten und meinen Rezepten erzähle. Ja, ich habe sogar schon so manche Feier aufgelöst, wenn ich ins Schwärmen über die Selbstversorgung geriet.
Aber das war nicht immer so. Mein damaliger Spruch lautete: „Garten? Betonieren und grün streichen!“ Doch 2016 kam alles ganz anders. Es war eine Zeit, in der es mir nicht sonderlich gut ging. Ich saß an einem Geburtstagstisch und hörte Daria von ihrem Projekt „Vorstadtgemüse“ erzählen – ein Selbsterntegarten, bei dem man eine Parzelle bekommt, sich um sie kümmert, die Saison über erntet und im Oktober die Parzelle wieder abgibt. Die ganze Nacht arbeitete der Gedanke in mir. Sollte ich mich anmelden? Ich hatte schließlich nichts zu verlieren. Also stand ich auf und meldete mich noch in dieser Nacht an – ich war einer der Ersten.
Es dauerte nicht lange, bis es endlich soweit war: Der April kam, die Saison begann. Das Band wurde durchgeschnitten und ich konnte zu meiner Parzelle. Als ich dort stand – auf den 180 Quadratmetern meiner Parzelle – zog ich meine Schuhe aus und erlebte einen Moment der Erleuchtung: „Das hier macht Sinn.“ Ich kümmerte mich um den Boden, der mir Gemüse schenkte. Dieses Gemüse würde mich nähren und gesund machen. Ich war draußen, an der frischen Luft, nicht am Rechner. Es war eine Win-Win-Win-Situation.
Wie das oft so ist, wenn man mit dem Gärtnern anfängt, machte ich anfangs vieles falsch. Ich war ungeduldig, huschte jeden Tag über das Feld, zog hier und da etwas raus und wusste oft nicht, was Gemüsepflanzen von Unkraut unterschied. Doch Stück für Stück wuchs das, was ich anbaute. Ich konnte meinen ersten Erntekorb nach Hause nehmen – und dabei blieb es nicht. Es wurde immer mehr. Gegen Herbst fuhr ich teilweise mit drei Eimern Gemüse auf meinem Roller nach Hause. So viel konnte ich gar nicht verarbeiten, also beschäftigte ich mich mit dem Haltbarmachen – insbesondere mit Fermentieren. Diese uralte Methode zog mich magisch an. Irgendwann stand die Garage voller Einmachgläser, und meine Frau musste schmunzeln, wenn sie nach Hause kam und die vielen, neuen Gläser sah. Aber es stand auch immer etwas Frisches auf dem Tisch. Ich kaufte mir Kochbuch um Kochbuch und vertiefte mich immer mehr in das Thema Selbstversorgung.
2020, im Corona-Jahr, hätte ich diese Zeit ohne meinen Garten nur schwer überstanden. Leider zeichnete sich das Ende von „Vorstadtgemüse“ ab, und ich begann, meinen eigenen Garten umzubauen. Die Permakultur hatte mich gepackt, und ich wendete ihre Prinzipien an. Nach und nach entstand hinter meinem Haus ein schöner Permakulturgarten.
Wenn mich heute jemand fragt, warum ich das mache, antworte ich: Der Garten hat mich auf vielen Ebenen gesund gemacht. Er hat mich sowohl mental als auch körperlich gestärkt. Er gibt mir an schlechten Tagen Halt und spendet mir Ruhe in nervösen Zeiten. Er hat mir gezeigt, was Regionalität und Saisonalität bedeuten, und hat mir Demut gelehrt – Demut gegenüber Lebensmitteln, Menschen und der Natur.