Rot ist die Farbe der Liebe. Rot ist das Blut, das durch unsere Adern pulst. Rot ist Wärme, Energie, Sinnlichkeit. Und Rot sind auch viele Lebensmittel – nicht zuletzt eines, das ich über alle Maßen liebe: die Erdbeere.

Dabei ist die Erdbeere, wie wir sie heute kennen – groß, saftig, zuckersüß – eigentlich ein ziemlich neues Früchtchen in Europa. Erst im 18. Jahrhundert kam sie in ihrer heutigen Form über den Atlantik zu uns: Eine französische Expedition brachte eine Sorte aus Chile mit, die sich in Versailles mit einer nordamerikanischen Art… sagen wir mal: innig verband. Aus dieser transkontinentalen Liebesbeziehung entstand die Gartenerdbeere.
Und hätte Monsieur Amédée-François Frézier, der französische Offizier und Botaniker, der diese chilenischen Erdbeeren mitbrachte, auch nur geahnt, was er damit lostritt – vermutlich hätte er gleich ein Patent drauf angemeldet. Oder ein Kinderlächeln pro Pflanze kassiert. 🍓
Denn ehrlich: Wer einmal gesehen hat, wie ein Kind mit roten Saftmündern in der Sonne sitzt, die Hände klebrig, das Herz leicht – der weiß, dass die Erdbeere mehr ist als nur eine Frucht. Sie ist ein Glücksversprechen. Eine Erinnerung an barfuß, Sommertage und das große Staunen im Kleinen.
Ein Sommer voller Erdbeeren

Gerade beginnt sie wieder – diese verheißungsvolle Erdbeerzeit. Wenn sich auf den Feldern das saftige Rot zwischen den grünen Blättern hervorschiebt, beginnt für mich der Sommer. So richtig. Es ist kein Zufall, dass ich meine Frau in einer Erdbeerzeit kennengelernt habe. Damals gab es Erdbeerkuchen, Erdbeerschnaps, Erdbeersorbet, Erdbeerjoghurt, Erdbeerquark – alles drehte sich um diese verführerische Frucht. Und heute noch fahre ich mit großer Freude zum Erdbeerfeld. Eine für den Korb. Eine für den Mund. Und eine für das Herz.
Erdbeeren sind nicht nur ein Geschmackserlebnis, sie sind auch unglaublich gesund. Reich an Vitamin C, Folsäure, Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen. Sie wirken entzündungshemmend, fördern die Zellregeneration und schmecken dabei auch noch wie Kindheit auf der Zunge. Und seit ich auf sogenannte remontierende Sorten gestoßen bin – also solche, die mehrmals im Jahr tragen – bin ich sogar das ganze Jahr über mit Erdbeeren gesegnet. Ein kleines Erdbeerglück, das nicht nur im Juni blüht.
Was macht Rot mit uns?
Rot ist nicht einfach nur eine Farbe. Sie ist ein Impuls. Rote Lebensmittel enthalten häufig Anthocyane, Lycopin, Betanin oder Capsaicin – Stoffe, die antioxidativ wirken, unsere Zellen schützen, das Immunsystem stärken und sogar unser Herz unterstützen.

Tomaten, Rote Bete, Erdbeeren, Himbeeren, Granatäpfel, rote Linsen, Äpfel, Paprika, Süßkartoffeln – sie alle haben ihre eigene Farbgeschichte und doch verbindet sie die Vitalität, die das Rot ausdrückt. Psychologisch wirkt Rot anregend, aktivierend, durchblutungsfördernd. Sie steht für Leidenschaft, Energie und Mut. Vielleicht greifen wir deshalb in der dunkleren Jahreszeit so gerne zu roten Suppen, Tees oder Chutneys. Weil sie wärmen, nicht nur den Körper – sondern auch die Seele.
Erdbeeren selbst anbauen – ein Kinderspiel
Ich kann es nur empfehlen: Zieht eure Erdbeeren selbst! Sie sind genügsam, wachsen in Kübeln, Hochbeeten oder direkt im Boden. Auch Standorte mit Halbschatten sind kein Problem. Und das Beste: Ihr wisst, was ihr erntet.

Bei konventionellen Erdbeeren lohnt es sich nämlich, genauer hinzusehen. Sie gehören leider zu den am stärksten mit Pestiziden belasteten Früchten, da sie empfindlich sind und schnell faulen können. Wer selbst anbaut oder auf Biohöfe setzt, lebt nicht nur gesünder, sondern auch mit einem besseren Gefühl. Ich nutze gerne das Erdbeerfeld bei mir um die Ecke – da weiß ich, was ich pflücke. Und auch hier gilt: Eine für den Korb. Eine für den Mund. Eine fürs Herz.
Erdbeermarmelade mit Minze und einem Hauch Rum
Und dann, kaum zu Hause, ist das Erste, was ich mache, natürlich: Marmelade. Denn ich will dieses Glück im Glas konservieren – für graue Wintermorgen, für Porridge-Schalen, für süße Erinnerungen am Frühstückstisch. Mein Geheimtipp? Ein kleiner Schuss Rum und ein Hauch Minze. So fein dosiert, dass man die Minze kaum schmeckt – aber sie gibt einen frischen Kick, der fast schon poetisch ist.

Sven`s Erdbeermarmelade mit Minze und Rum
Kochutensilien
- 1 Großer Kochtopf
- 1 Kochlöffel
- 1 Kelle
- 5 Sterile Gläser z. B. Weck- oder Schraubgläser
- 1 Einfülltrichter
- 1 Pürierstab oder Kartoffelstampfer
- 1 Küchenwaage
Zutaten
- 1 kg reife Erdbeeren geputzt gewogen
- 500 Gramm Gelierzucker 2:1
- 2 EL Rum z. B. brauner Rum
- 5 Blättchen frische Minze optional, fein gehackt
- 1 EL Zitronensaft für Frische und Gelierung
Anleitungen
- Gläser sterilisieren: Variante 1 – Mit Weckgläsern: Gläser und Gummiringe bei 100 °C für 10 Minuten im Backofen sterilisieren. Variante 2 – Mit Schraubgläser: Schraubgläser und Deckel in einem großen Topf mit kochendem Wasser 10 Minuten auskochen. Auf ein sauberes Tuch stellen und lufttrocknen lassen.
- Erdbeeren vorbereiten: Erdbeeren gründlich waschen, vom Grün befreien. In kleine Stücke schneiden. Wer mag, kann sie nun grob pürieren oder mit dem Kartoffelstampfer zerkleinern – je nach gewünschter Konsistenz.
- Marmelade kochen: Erdbeeren mit dem Gelierzucker und dem Zitronensaft in einen Topf geben. Alles gut verrühren und 10 Minuten ziehen lassen. Aufkochen und mindestens 3–4 Minuten sprudelnd kochen lassen. Gegen Ende Rum und fein gehackte Minze hinzufügen.
- Gelierprobe machen: Einen Tropfen auf einen kalten Teller geben – wenn er nach wenigen Sekunden geliert, ist die Marmelade fertig.
- Abfüllen & haltbar machen: Variante 1 – Mit Weckgläsern (Einwecken): Heiß in vorbereitete Weckgläser füllen. Gummiringe, Deckel und Klammern aufsetzen. In einem großen Topf mit Wasser bei 90 °C ca. 10 Minuten einkochen. Herausnehmen und vollständig abkühlen lassen. Kontrollieren, ob das Vakuum entstanden ist. Variante 2 – Mit Schraubgläsern (einfacher): Heiß bis zum Rand in sterile Gläser füllen. Sofort fest verschließen und 5 Minuten auf den Kopf stellen. Danach wieder umdrehen und auskühlen lassen.
- Tipps: Wenn du die Minze weglässt, erhältst du eine klassische Variante. Statt Rum kannst du auch Orangenlikör oder Vanille verwenden. Die Marmelade hält sich ungeöffnet und kühl gelagert mindestens 8–12 Monate.