Sven`s Hummus – eine Geschichte von Tradition, Streit und Versöhnung

266
Schon gewußt?
2010 wurde im Libanon der größte Hummus der Welt zubereitet – über 10 Tonnen schwer, serviert in einer riesigen Schale mit mehr als acht Metern Durchmesser. Die Aktion war ein kulinarischer Wettstreit mit Israel um die Hummus-Vorherrschaft – liebevoll auch „Hummus-Krieg“ genannt. Ein Beweis dafür, wie viel Herzblut (und Humor) in dieser kleinen Kichererbsencreme steckt.

Heute betreten wir kulinarisches Hoheitsgebiet. Ich wage mich an ein Rezept, das in seiner Bedeutung und kulturellen Verwurzelung so tief reicht wie kaum ein anderes. In Israel, Palästina, dem gesamten Nahen Osten und weiten Teilen Nordafrikas ist Hummus so präsent, wie es in Deutschland vielleicht… sagen wir: das Butterbrot, die Bratwurst oder die Kartoffelsuppe ist. Nur mit noch mehr Seele.

Und wer bin ich, dass ich behaupte, ein eigenes Rezept zu haben? Ein eigenes Hummus-Rezept? Darf man das überhaupt? Schließlich ist dieses Gericht ein Symbol – für Heimat, Erinnerung, Streit… und manchmal auch für Versöhnung.
Ein Löffel Hummus kann mehr Geschichte in sich tragen als so manches Geschichtsbuch – so viele Generationen, so viele Hände, so viele Geschichten.

Essen verbindet – sogar im Krieg

Hummus ist mehr als nur eine Speise. Es ist Teil einer Geschichte. Einer Geschichte von Konflikten, die seit Jahrzehnten schwelen, besonders zwischen Israel und Palästina. Zwei Völker, die in einem Land leben – oft gegeneinander, selten miteinander. Religion, Geschichte, politische Interessen – so viele Schichten, so viele offene Wunden. Und doch gibt es Orte, an denen Menschen trotz allem gemeinsam essen. Wo Hummus nicht trennt, sondern eint.
Wo die Schüssel in der Mitte des Tisches steht – und jeder greift zu.

Vielleicht ist genau das die Kraft des Essens. Dass es uns an einen Tisch bringt. Dass es Raum für Gespräche öffnet, wo sonst nur Schweigen oder Streit war. Dass es Frieden schmeckt.

Einfachheit, die berührt

Was ich an Hummus so liebe – wie an vielen traditionellen Gerichten – ist seine Einfachheit. Es braucht nur wenige Zutaten: Kichererbsen, Sesampaste (Tahini), Zitronensaft, Knoblauch, Salz und eiskaltes Wasser.

Doch durch eine besondere Zubereitung wird daraus diese cremige, nährstoffreiche Paste. Voller Eiweiß, voller Geschmack. Perfekt an heißen Tagen.
Man kann Hummus auf warmes Pita-Brot streichen, mit frischem Gemüse löffeln oder fantasievoll toppen – mit gebratenen Auberginen, gerösteten Kichererbsen, Fleischbällchen oder einfach nur gutem Olivenöl.

Und wie bei allen geliebten Klassikern gibt es auch bei Hummus unzählige Varianten: mit roter Bete für ein leuchtendes Pink, mit gebackener Süßkartoffel für mehr Süße, mit Kräutern, Chili oder Kreuzkümmel. Die Basis bleibt – und doch ist Raum für Individualität.

Kichererbsen – mein Wochenendritual

Wenn ihr meinen Blog schon länger lest, wisst ihr: Ich liebe Kichererbsen. Sie sind für mich das Herzstück vieler Gerichte – nährend, sättigend, vielseitig. Jeden Sonntag koche ich einen großen Topf vor. Die Kichererbsen wandern dann in Salate, Currys, Eintöpfe… und natürlich in Hummus. Immer bereit, immer willkommen.

Kichererbsen sind kleine Kraftpakete. Sie enthalten hochwertiges pflanzliches Eiweiß und machen lange satt, ohne zu beschweren. Ihr hoher Ballaststoffgehalt unterstützt die Verdauung, hält den Blutzuckerspiegel stabil und sorgt für eine gesunde Darmflora. Besonders in der pflanzlichen Ernährung spielen sie eine tragende Rolle – als Eiweißquelle, als Eisenlieferant, als Baustein für Muskelkraft und Ausdauer.

Aber es steckt noch mehr in ihnen: Kichererbsen liefern B-Vitamine, vor allem Folsäure, die wichtig für das Nervensystem ist, sowie Magnesium und Zink – zwei Mineralstoffe, die man in stressigen Zeiten gut gebrauchen kann. Und: sie sind reich an komplexen Kohlenhydraten, die den Körper über Stunden gleichmäßig mit Energie versorgen.

Wenn ich Kichererbsen esse, spüre ich diese nährende Wärme, die von innen kommt. Sie sind ein einfaches Lebensmittel – und doch so reich. Vielleicht liebe ich sie deshalb so sehr: Weil sie so viel geben und so wenig verlangen. Wichtig ist, sie vor dem Kochen über Nacht in reichlich Wasser einzuweichen – nicht nur, weil sie dann schneller garen, sondern auch, weil dabei Phytinsäure abgebaut wird. Diese hemmt die Aufnahme bestimmter Mineralstoffe im Körper. Durch das Einweichen werden Kichererbsen also nicht nur bekömmlicher, sondern auch noch nährstofffreundlicher. Ein kleiner Akt der Vorbereitung – mit großer Wirkung.

Tahini – die Seele des Hummus

Das zweite Herzstück von Hummus ist Tahin – die Sesampaste, die ihm Tiefe, Erdung und diesen unverwechselbar nussigen Geschmack verleiht. Tahin entsteht durch das Mahlen von geröstetem oder ungeröstetem Sesam und steckt voller Kalzium, Eisen, gesunder Fette und Antioxidantien. Je nach Sorte kann es mild oder intensiv schmecken – und genau deshalb lohnt es sich, hier auf Qualität zu achten.

Gutes Tahin macht einen spürbaren Unterschied im Hummus. Und meiner Erfahrung nach findet man das beste oft in türkischen oder orientalischen Läden – dort gibt es nicht nur eine größere Auswahl, sondern auch Bio-Qualität, die man im Supermarkt manchmal vergeblich sucht. Eine gute Tahincreme ist feinflüssig, nicht bitter, sondern samtig-nussig – und verwandelt das Hummus in ein Gedicht.

Die kleine Prise Magie

Was oft übersehen wird: das eiskalte Wasser. Es macht den Hummus besonders cremig, fast fluffig. Und keine Sorge – auch ohne Profiküchengerät könnt ihr ihn zubereiten. Ein guter Standmixer ist ideal, aber ein Stabmixer tut es auch.

Hier kommt meine eigene Note ins Spiel: Ich nehme statt eiskaltem Wasser das Kochwasser der Kichererbsen – und finde, es verleiht dem Hummus noch mehr Tiefe und einen runderen Geschmack. Dieses Kochwasser, auch bekannt als Aquafaba, ist übrigens ein kleines Küchenwunder. Es lässt sich nicht nur für Hummus verwenden, sondern auch als pflanzlicher Eiersatz – zum Beispiel für Mayonnaise, Kuchen oder luftige Desserts. Beim Aufschlagen wird es beinahe wie Eischnee und hat schon so manches vegane Rezept gerettet.

Servieren mit Herz

Traditionell wird Hummus auf einem flachen Teller serviert, mit einem Löffel spiralförmig gestrichen, so dass kleine Rillen entstehen. In diese fließt das Olivenöl. Obendrauf: nach Lust und Laune. Geröstete Pinienkerne, Paprikapulver, gebackene Auberginenwürfel, ein Spritzer Zitronensaft oder frische Petersilie.

Und jetzt: mein Rezept

Hier folgt nun mein ganz persönliches – mit Respekt vor der Tradition, aber auch mit Freude am Experimentieren.

Sven`s Hummus

Hummus ist nicht einfach nur ein Gericht. Es ist ein Ritual, eine Verbindung über Grenzen hinweg – und ein fester Bestandteil meiner Küche. Mit wenigen Zutaten entsteht eine samtige, nahrhafte Creme, die sich vielseitig kombinieren lässt. Und das Schönste daran: Die Zubereitung ist einfach, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt.
Servings 4 Personen
Vorbereitungszeit 1 day 10 Minuten
Zubereitungszeit 1 Stunde 30 Minuten

Kochutensilien

  • 1 Großer Topf
  • 1 Sieb
  • 1 Standmixer oder Stabmixer
  • 1 Schüssel
  • 1 Zitronenreibe oder Microplane
  • 1 Scharfes Messer

Zutaten

  • 250  Gramm getrocknete Kichererbsen ergibt ca. 500 g gekocht
  • 1 TL Natron fürs Einweichwasser
  • 250 Gramm Tahin / Sesampaste
  • Saft und Schale einer Bio-Zitrone
  • 4 Knoblauchzehen
  • 1 TL Salz
  • Kochwasser der Kichererbsen für die Cremigkeit
  • 3 EL gutes Olivenöl zum Beträufeln
  • Frische Petersilie und Toppings nach Wahl z. B. geröstete Kichererbsen, gebratene Auberginen, Paprikapulver, Sumach, Fleischbällchen…

Anleitungen

  • Kichererbsen einweichen: Die Kichererbsen mit 1 TL Natron in der doppelten Menge kaltem Wasser mindestens 24 Stunden einweichen. So werden sie bekömmlicher, Phytinsäure wird abgebaut und sie garen schneller.
  • Kichererbsen abspülen: Am nächsten Tag: Das Einweichwasser wegschütten (nicht weiterverwenden!) und die Kichererbsen gründlich abspülen.
  • Kichererbsen kochen: In einem großen Topf mit frischem Wasser weichkochen. Je nach Frische der Kichererbsen dauert das zwischen 60 und 90 Minuten. Sie sollten weich sein, aber nicht zerfallen.
  • Kochwasser auffangen: Kichererbsen durch ein Sieb gießen, dabei das Kochwasser auffangen – es wird später für die Konsistenz gebraucht (und kann als Aquafaba auch anderweitig verwendet werden).
  • Hummus zubereiten: Die warmen Kichererbsen zusammen mit Tahin, Knoblauchzehen, Zitronensaft und -schale sowie Salz in den Mixer geben. Nach und nach Kochwasser hinzufügen, bis eine geschmeidige, glatte Paste entsteht. Ich merke, dass es passt, wenn sich der Mixer flüssig und ohne zu stocken dreht.
  • Servieren: Den Hummus auf einem flachen Teller verstreichen. Mit einem Löffel Rillen hineindrücken und diese mit gutem Olivenöl füllen. Nach Belieben toppen – frisch gehackte Petersilie rundet alles ab.
Gericht: Hauptgericht, Vegan
Küche: Levante
Keyword: Kichererbsen, Knoblauch, Salz, Tahin, Zitronen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Rezeptbewertung




Close