Svens vegane Quittentarte – Eine herbstliche Geschichte von Wind, Quitten und Wärme

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Schon gewußt?
Die Quitte galt schon im alten Griechenland als Symbol der Liebe und Fruchtbarkeit – sie wurde der Liebesgöttin Aphrodite geweiht. Vermutlich war auch der „Apfel der Aphrodite“ in Wahrheit eine goldgelbe Quitte.

Mühsam und mit schweren Beinen trete ich in die Pedale. Die letzte Ansteigung zu meinem Heimathaus, meiner Familie und meinem Einklang-Garten fordert mich jedes Mal aufs Neue heraus. Der Wind bläst mir ins Gesicht, Blätter wirbeln um mich herum – als wollte der Herbst selbst mich ein bisschen aufhalten.

Doch dann sehe ich ihn. Meinen stillen Begleiter am Wegesrand: den alten Quittenbaum im Graben. Ich weiß nicht, wem er gehört – er steht da einfach so, wild und stolz und trägt in diesem Jahr eine unglaubliche Menge goldener Früchte. Mein eigener Quittenbaum dagegen hat dieses Jahr pausiert, vielleicht, weil ich ihn im letzten Winter etwas zu beherzt beschnitten habe. Ich wollte schon immer einen Quittenbaum haben. Diese uralte Frucht ist eigensinnig – hart, pelzig, schwer zu schneiden – und doch entfaltet sie ihren Zauber erst, wenn man sie liebevoll verarbeitet.

Dann zeigt sie, was wirklich in ihr steckt: ein Duft wie Sonnenschein und Zitrone, ein Geschmack so frisch und klar, dass man staunen muss. Und genau das möchte ich heute teilen: wie aus dieser unscheinbaren Frucht ein duftendes Quittenmus, eine fruchtige Marmelade und schließlich meine vegane Quittentarte wird.

Die Quitte – ein altes Obst mit Geschichte

Die Quitte begleitet den Menschen seit Jahrtausenden. Schon in der Antike galt sie als Frucht der Liebe und Fruchtbarkeit. Ursprünglich stammt sie aus dem Kaukasus und Vorderasien und fand über Griechenland ihren Weg zu uns. Sie ist eng mit Äpfeln und Birnen verwandt, trägt aber ein ganz eigenes Aroma – herb, blumig und leicht zitronig. Roh ist sie kaum genießbar, doch beim Kochen verwandelt sich ihr Fruchtfleisch in etwas Goldgelbes und Duftendes.

Ernährungsphysiologisch steckt sie voller Pektin, was sie ideal zum Gelieren macht. Außerdem liefert sie Vitamin C, Kalium, Zink und sekundäre Pflanzenstoffe, die das Immunsystem stärken und entzündungshemmend wirken. Vielleicht war es ihre harte Schale oder ihr aufwendiges Schälen, das sie in Vergessenheit geraten ließ. Doch wer sich einmal die Mühe macht, sie zu verarbeiten, versteht schnell, warum sie eine Renaissance verdient.

Quittenmus – die goldene Basis

Für das Quittenmus werden die Früchte zunächst gewaschen oder mit einem Tuch abgerieben. Der feine Flaum auf der Schale enthält Bitterstoffe – und ich kann aus Erfahrung sagen: Reibt sie lieber draußen ab, denn sonst findet ihr die Flusen noch Tage später in der Küche oder im Musikzimmer.

Beim Abreiben verströmen die Früchte einen unvergleichlichen Duft – frisch, blumig, fast wie ein Zitrusgarten im Herbst. Danach werden sie geviertelt, entkernt und in Zitronenwasser gelegt, damit sie nicht braun werden. Nun kommen sie mit etwas Zitronenwasser in einen großen Topf. Deckel drauf, mittlere Hitze, etwa 30 Minuten köcheln lassen. Gelegentlich umrühren, damit nichts ansetzt. Schon bald entsteht ein wunderbar weiches Mus, das sich zu Marmelade, Aufstrich oder als Grundlage für Kuchen verwenden lässt.

Quitten-Orangen-Marmelade – mein Highlight des Jahres

Was ich dieses Jahr gelernt habe: Quitten brauchen keinen Gelierzucker! Ihr natürlicher Pektin-Gehalt reicht völlig aus. Für meine Lieblingsmarmelade habe ich frisch gepressten Orangensaft zum Quittenmus gegeben, einen Schuss Rum und etwas Zimt. Alles kurz aufkochen lassen, bis eine marmeladenartige Konsistenz entsteht. Wenn es zu fest wird, hilft ein Spritzer Orangensaft oder Wasser. Zum Schluss nach Belieben mit Zucker, Agavendicksaft oder Dattelsirup abschmecken, in sterile Gläser füllen und fest verschließen. So hält sie sich bis zu einem Jahr – und du hast den Duft des Herbstes im Glas.

Meine vegane Quittentarte

Diese Tarte ist so vielfältig wie der Herbst selbst – nussig, cremig und fruchtig zugleich.
Die Basis bildet mein bewährter Nuss-Hafer-Boden: Nüsse, Datteln und Haferflocken mit etwas Kokosöl im Mixer zu einer formbaren Masse verarbeiten und in die Tarteform drücken. Den Rand leicht hochziehen – fertig ist der Boden. Für die Füllung verwende ich meine Cashew-Creme, diesmal verfeinert mit Quittenmus statt pflanzlicher Milch. Das verleiht der Creme ihre zarte, goldene Farbe und diesen feinen, sonnigen Geschmack.

Obenauf dekoriere ich gern mit Essblüten, gehackten Nüssen und Samen – ganz nach Lust und Saison. Das genaue Rezept findest du unten. Aber das Wichtigste ist: Lass dir Zeit. Genieße das Schaben, Rühren und Riechen. Denn genau darin liegt der Zauber der Quitte – sie will entdeckt werden.

Sven`s Quittentarte mit Nussboden und cremiger Quitten-Cashew-Schicht

Ein herbstlicher Tag, ein alter Quittenbaum und der Duft nach goldener Sonne – daraus entstand diese Tarte, die so schmeckt, wie der Herbst sich anfühlt.
Servings 1 Kuchen
Vorbereitungszeit 40 Minuten
Zubereitungszeit 30 Minuten
2 Stunden

Kochutensilien

  • 1 Küchentuch zum Abreiben der Quitten
  • 1 Große Schüssel mit Zitronenwasser
  • 1 Schneidebrett + scharfes Messer zum Zerteilen und Entkernen
  • 1 Großer Topf mit Deckel zum Kochen der Quitten
  • 1 Kochlöffel zum Umrühren
  • 1 Stabmixer oder Standmixer für Quittenpüree, Cashewcreme und Nussboden
  • 1 Tarteform Ø ca. 24–26 cm
  • 1 Backpinsel oder etwas Küchenpapier zum Einfetten der Form
  • 1 Spatel oder Teigschaber zum Verteilen der Creme
  • Saubere Gläser mit Deckel optional, wenn du Quittenpüree oder Marmelade aufbewahren möchtest

Zutaten

Für das Quittenpüree:

  • 5 reife Quitten
  • 200 ml Wasser
  • 1 Bio-Zitrone
  • 2 EL Ahornsirup oder Dattelsirup nach Geschmack
  • 1 EL Rum optional
  • Zimt oder Kardamom optional

Für den Boden:

  • 150 Gramm Cashwenüsse
  • 100 Gramm Haferflocken
  • 10 Datteln entsteint
  • 2 EL Kokosöl
  • 1 Prise Salz

Für die Quitten-Cashew-Creme

  • 200 Gramm Cashewnüsse über Nacht eingeweicht oder 15 Minuten in heißem Wasser
  • 200 Gramm Quittenpüree
  • 2 EL Kokosöl
  • 1 EL Ahornsirup nach Geschmack
  • 1 TL Zitronensaft oder Vanille optional

Anleitungen

  • Quitten vorbereiten: Quitten mit einem Tuch gründlich abreiben, um den Flaum zu entfernen. Dann vierteln, entkernen und die Stücke sofort in Zitronenwasser legen, damit sie nicht braun werden.
  • Quitten weich kochen: Quittenstücke mit 150–200 ml Zitronenwasser in einen Topf geben, Deckel auflegen und bei mittlerer Hitze 20–30 Minuten köcheln, bis das Fruchtfleisch weich ist. Hin und wieder umrühren.
  • Quittenpüree herstellen: Weiche Quitten fein pürieren oder durch ein Sieb streichen. Nach Geschmack mit Ahornsirup und etwas Zimt verfeinern.
  • Cashews einweichen: Cashews 2–4 Stunden (oder 15 Minuten in heißem Wasser) einweichen und abgießen.
  • Boden zubereiten: Nüsse, Haferflocken, Datteln, Kokosöl und eine Prise Salz in der Küchenmaschine zu einer formbaren Masse mixen. In eine gefettete Tarteform drücken, gleichmäßig verteilen und den Rand leicht hochziehen. Dann in den Kühlschrank stellen.
  • Cashew-Creme anrühren: Eingeweichte Cashews mit Quittenpüree, Ahornsirup, Kokosöl und Zitronensaft glatt pürieren, bis eine cremige Masse entsteht.
  • Tarte zusammensetzen: Die Quitten-Cashew-Creme gleichmäßig auf den vorbereiteten Boden streichen. Mindestens 2 Stunden im Kühlschrank fest werden lassen.
  • Garnieren & servieren: Mit gehackten Nüssen, Samen oder essbaren Blüten dekorieren und genießen.
  • Aufbewahren: Im Kühlschrank 3–4 Tage haltbar. Reste am besten vor dem Servieren kurz temperieren lassen.
  • Tipp: Übrig gebliebenes Quittenpüree in Gläser füllen und im Kühlschrank 1–2 Wochen aufbewahren oder einfrieren. Es lässt sich wunderbar zu einer Quitten-Orangen-Marmelade weiterverarbeiten.
Gericht: Kuchen
Küche: Gesund
Keyword: Ahornsirup, Cashwnüsse, Datteln, Haferflocken, Kardamomkapseln, Kokosöl, Nüsse, Quitten, Salz, Zimt, Zitronensaft

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